Reclaiming the Future (wie es euch gefällt)

Nachdem sehr „dumme“ US-Spione und eine weise deutsche Löschverpflichtung die Google-Angst zwischenzeitig etwas lösen konnten, strecken kriegerische Amazonen uns ihre gierigen Schlünder furchterregender entgegen.

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Amazon, Facebook, Google, NSA – all die Vögel sind schon da und bleiben. Und wahrscheinlich bewirken die neuen Löschpflichten für Google, wie Rechtsanwalt Thomas Stadler stellvertretend befürchtet, gerade das, was „die Netzgemeinde“ bei Internet-Sperren (zur Abwehr illegaler Downloads und sonstigem Schmutz) grundsätzlich befürchtet: Dass der Staat den Zugang zu Inhalten „im Internet“ kontrolliert.

Angesichts wahr werdender Horrorvisionen kommt uns – der latent kritischen Masse unphilosophisch Überlebender – ein überraschend zum Netzkritiker mutierter Cyberspace-Pionier, Atari und Microsoft-Mitarbeiter Jaron Lanier gerade recht – und kann sich für seine kompakten Zukunftsvisionen gleich den Friedenspreis des deutschen Buchhandels abholen:

„Wir schaffen gerade eine feudale Gesellschaft, in der die Schlösser die größten Computer sind. Jeder, der so einen besitzt, kann das Verhalten von allen anderen lenken und bestimmen. Und die Menschen werden schleichend immer ärmer. Es ist in einer soften Art genau das was in der Geschichte immer wieder bei der Konzentration von Macht geschehen ist.“

(Handelsblatt, hinter Paywall, mit Kommafehler)

Passende Reaktionen auf die gängige Katastrophik bieten außer dem unsäglichen CDU-Abgeordneten Ansgar Heveling – je nach Geschmack – der buhende Merkur oder ein kriminalistisches Smithsonian Magazin. Wenn aber klar ist, dass uns Geheimdienste überwachen und Konzerne fernsteuern, während sich Internet-Gurus aus bodentiefen Cyberfenstern in der Beletage stürzen, sollten wir Hilfe aufsuchen.

Gibt es jemanden da draußen, der die gefühlte Agonie des freien Netzes fundiert erforschen und unaufgeregt kommentieren könnte? Jedenfalls nicht in der hiesigen Sozialwissenschaft, wie eine kurze Googleabfrage b r u c h s t ü c k h a f t belegt. Die wenigen Institute erwecken einstimmig den Eindruck, über die eigene Findungsphase nicht hinausgekommen oder thematisch nach woanders abgedreht zu sein…

Die methodologischen Grundlagen fehlen. Müssen wir Schwärme, Crowds und Communities mit Ulrich Dolata akteurtheoretisch rekonstruieren oder als Computer Scientists im Rheinland-Pfälzischen die Schemastrukturen des linked Open Data Graphs simulieren?

Der Apparat vermutet beides, und dass es Sinn ergibt, diese Gedankensammelstellen im Auge zu behalten. Besuche in Harvard (Bergman Center) und Oxford (Internet Institute) sowie bei alten Bekannten der Netzpolitik gehören gewiss dazu.

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