Der autonome Rest wird Präsident

Vier Monate weiter, im so genannten Sommer Deutschlands angekommen, verdunkelt sich bisweilen die Weltsicht.

Erst fährt ein selbstfahrendes Fahrzeug der Marke Tesla einen Mann zu Klump, dann bekommen wir mit Donald Trump vielleicht bald einen Präsidenten, der allein auf Basis von autonomen, wenngleich absichtslosen Algorithmen regiert – oder werden diese schließlich doch zu Agenten oder handelnden Subjekten?

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Dann kamen die „Amoklagen“ von Nizza, Würzburg, München – und seitdem gerät die Welt aus den Fugen, wie Harald Welzer Volkes Stimmung wiederkäut. Ist das ein weiterer Fall des Horx’schen Immerschlimmerismus?

Zugegeben, in solchen Momenten interessieren die Unwägbarkeiten, die in Big Data, Künstlicher Intelligenz und anderen Werkzeugen der Digitalisierung liegen, nicht mehr so sehr. Wir lernen stattdessen, dass Du beim Putschen das Internet nicht vergessen darfst, und wünschen einfach nur, dass diese digitalideologischen Werkzeuge funktionieren, Schaden minimieren, und dass unser Leben durch sie besser wird.

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Dabei sind der Verlauf und die Effekte eben jenes wirtschaftlichen Wandels, den man als „Digitalisierung“ oder „Industrie 4.0“ beschreibt, keineswegs ausgemacht. Müssten aufgeklärte Zeitgenossen nicht die vierte industrielle als eine permanente Revolution auffassen, die exponentiell vor sich hin revoltiert? Ist uns tatsächlich klar, wer die Gewinner und Verlierer sein werden?

Die Kulturhoheit gibt zu, dass sie betrunken ist. Es begann, als sie erfuhr, dass der Google Suchalgorithmus inzwischen nicht mehr den Ingenieuren, sondern neuralen Netzwerken gehorcht. Von denen selbst erstere nicht genau wissen, wie letztere funktionieren.

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