Elektronische Zerstreuung

Der Sommer ist da, doch kein Tag vergeht, ohne dass vernetzte Informations- und Kommunikationssysteme jemanden überfordern. Im Rahmen ihrer (gefüllt sein wollenden!) Themenseite „Digitales Denken“ überschreibt etwa die FAZ das Aufeinandertreffen der Webpioniere Berners-Lee und Ray Kurzweil auf dem Zukunftsforum in Dresden mit einer generellen Unerklärlichkeit der Wirkung des Internets.

Da habt ihr den Salat: Elektronische Daten sind da, vermehren sich rasend und vernetzen sich weiter. Ein Phänomen, dessen Entstehung der verehrte Soziologe Dirk Baecker mit Marshall McLuhan in das 19. Jahrhundert datiert: „Elektrizität, so Marshall McLuhan, heißt Instantaneität, heißt weltweiter Signalaustausch in Lichtgeschwindigkeit.“

Und schnelle Signale schlagen Wellen: „Wir bekommen es mit unwahrscheinlichen Clusterbildungen, mit seltsamen Verknotungen von Geschichten, Milieus, Leuten und Organisationen zu tun, mit Possen, die die Gesellschaft durchkreuzen, ohne dass man wüsste, woher sie kommen und wohin sie verschwinden.“ Die „nächste Gesellschaft“ erfordert also neben Internet-Zugang (Passwort-gesichert?) und Facebook-Account (Privatsphäre-geschützt?) neue Wege zur „Überprüfung von Weltmisstrauen“.

Mit der Schrift erfanden Griechen die Philosophie, die frühe Neuzeit mit dem Buchdruck die Welt der Gefühle. Und was erfinden wir? Den Flashmob vielleicht – als eine spontane Verabredung zerstreuerischer Tätigkeiten, wie diese größere Wasserschlacht oder jene nächtliche Party …?

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