Huch, mein Facebook ist weg! Dies dachten nicht wenige, die sich neulich – wie üblich – ihren Weg ins weltgrößte Soziale Netzwerk über eines dieser Eingabefelder oben im Browser bahnten.
Was sie nicht wussten, war zweierlei: Erstens, dass ein lesenswerter Facebook-kritischer Artikel des Tech-Blogs ReadWriteWeb aufgrund der mächtigen, wenngleich kontextabhängigen Intelligenz von Googles Algorithmen zwischenzeitig einen der besten Plätze zur Suchanfrage „Facebook login“ erklommen hatte.
Und zweitens wussten sie und wissen vermutlich bis heute nicht, dass das Suchfeld oben rechts im Browser nicht (direkt) denselben steuert, sondern meistens die populärste Suchmaschine füttert. Was wir daraus lernen – von wichtigen Lektionen in Search Usability einmal abgesehen?
Vielleicht, dass die digitale Kultur nicht psychedelisch, „eine Technologie- und Wirtschaftsentwicklung mit sozialen Auswirkungen“ und die „kulturellen Leistungen des Internets […] bisher noch marginal“ sind? So meint jedenfalls Andrian Kreye in der Süddeutschen. Der Alltag ändert sich, die Kultur bleibt gleich – der Apparat denkt diesbezüglich langsamer…
Wenn es nach der Piratenpartei Berlin ginge, wären die technikaffinen Massen demokratisch viel weniger träge. Einzige Voraussetzung für Repräsentation in politischen Diskursen bleibt auch in der Liquid Democracy oder in ihrer kleinen vorrevolutionären Schwester namens „Liquid Feedback“ ein registriertes Netzwerkprofil: „Mitglieder der Berliner Piraten, die nicht im System registriert sind, können Ihre Stimme auch nicht delegieren.“
So ist es eben: Was den einen demokratisch oder kulturell wertvoll erscheint, gilt einem anderen Kopf in der FAZ höchstens romanästhetisch relevant: „Es ist eine Welt für Schelme in meist mittlerem Alter, die wie Gil Blas Schiffbruch erlitten haben und nun mit Dreistigkeit und Selbstmarketing anderen erzählen, wie man den Goldschatz findet. […] Solange sich alle Schelme einig sind, dass es so kommen wird, und solange Medien ihnen den nötigen Raum geben, funktioniert das System“.
Mehr Input zur Verschmelzung von Welt und Web gefällig? Sehen Sie in der taz, wie unsere Küche in – sagen wir fünf Jahren – agiert. Und überhaupt, ist das Sterben des Journalismus etwa keine Kunst?