Kein falsches Leben im richtigen

Bisweilen dämmert’s erst, nachdem der neue Tag angebrochen ist. In einem Thesenpapier zum Urteil gegen den letzten Administrator von EliteTorrents.com, Daniel Dove, erklärt Bezirksrichter James P. Jones der verblüfften Öffentlichkeit: Der Gesamtwert illegaler Musik-Downloads ist NICHT GLEICH dem Schaden, den die Musikindustrie dem Internet wegen Urheberrechtsvergehen anlasten will.

Was widerborstig erscheint, ist schlicht Mikroökonomie: Nicht alles, was der Mensch kostenlos haben kann, würde er sich kaufen, wenn es ihn was kosten würde. Nicht jedes Musikstück, der sich per Zufall auf meinem Rechner befindet, gefällt mir ausreichend gut, dass ich 10 – 20 Euro hinblättern würde, um eine entsprechende CD zu kaufen. Selbst wenn der Musikgenuss abrupt weniger weitläufig würde.

Wie gesagt: Was ich nicht hab, macht mich nicht heiß. Nicht alle, die genüsslich das Urheberrecht missachten, stehlen der Musikindustrie Milliarden. In der Lücke dazwischen steht etwas anderes: Die Art, wie wir Musik, Filme und andere kreative Schöpfungen entdecken, teilen, konsumieren. Und dieser Prozess verläuft nicht unbedingt wie die Idealvorstellung, auf die sich ein Wirtschaftszweig eingerichtet hat.

Anstelle weiterer Nicht-Neuigkeiten empfehlen wir zum Thema die Präsentation des Futuristen Gerd Leonard. Wo Musikdownloads das „einzige Leben“ unter Druck stehender Jugendlicher konstituieren, sind als Kompensation für diese große Freiheit höchstens niedrige Taschengeldbeträge realistisch.

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