Kein neuer Mozart im Web Zwei Null?

Da sind sie wieder: die Bedenken. Sowie die Angst, dass das Abendland spätestens mit Leser-Reportern (also Blogs) untergeht. Andrew Keen, Autor des Titels „Cult of the Amateur“ will offenbar der neue Oswald Spengler sein.

„Was mit der Demokratisierung der Medien beginnt, wird mit der Demokratisierung des Talentes enden. Kulturelle Verödung ist das Resultat“, orakelt Keen im Magazin der Berner- und der Baslerzeitung.

Ertrinken wir also in der Leere einer Öffentlichkeit, deren Relevanzrate tendenziell fällt? Das Web 2.0, so schließt E-Commerce-Berater Keen großzügig, „wird die Vitalität der Künste schwächen. Es personalisiert Kultur auf eine Weise, dass diese nurmehr uns selber spiegelt statt die Welt, in der wir leben. Online-Läden personalisieren unsere Präferenzen, um uns hierauf ganz nach unserem Geschmack zu füttern. Blogs personalisieren den Medieninhalt, sodass wir nichts mehr lesen, was über unsere eigenen Gedanken hinausgeht. Google personalisiert unsere Recherchen, sodass alles, was wir am Ende zu sehen bekommen, Anzeigen für Produkte und Dienste sind, die wir ohnehin schon benutzen.“

Kommt uns recht bekannt vor, dieser übliche Wahnsinn schleichender Vermassung. Doch sind deshalb Wissen und Genie in Gefahr, neue Mozarts nicht mehr machbar? Das wollen wir erst sehen. Nur weil jeder könnte, wird nicht jeder was. Schicksal Kommunikationsgesellschaft: Es rauscht und quietscht und knarzt – wie zum Beispiel, wenn Behörden es zum ersten Mal auf eBay tun: Eine Abmahnung und geringer Erlös waren die schrecklichen Folgen.

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