Konfusion der Kategorien

Zwischen den Gewittern macht sich Hitze breit. Alles schwitzt und manches verschwimmt – in den Augen der Betrachter: „Die Konfusion aus Virtualität, Realität und Fiktionalität ist bis ins Letzte durchdekliniert“, schwärmt der Spiegel nahezu bedeutungsfrei über GPS-gestützte literarische Wanderungen von Landvermesser.tv.

Dieses „GPS-gestütztes Literaturprodukt“, ein privat-betriebener Mediendienst, kombiniert literarische Texte mit GPS-Navigationsdaten, damit sich Wanderfreunde – vom Geist aus der Retorte eines Romans beseelt – qua Navigationsgerät an die echten Orte leiten lassen können, die der Phantasie des Autors beim Schreiben als fiktive Vorbilder dienten.

Merken wir was? Literaten werden Fremdenführer und speichern ihre geografischen Positionen bei Google. Das variiert erneut unsere liebste Frage: Wem gehören die Tourdaten, die einschlägige Software beim Rennen oder Radeln in Rücksprache mit Online-Kartendiensten speichert? Und wer, fragt die Frankfurter Rundschau, schützt eigentlich die Inhalte der zahllosen persönlichen Adressbücher und Kontaktlisten, seitdem diese auf verschiedenste Plattformen und Endgeräten wie Handy, PC und Social Networks verteilt sind, stets vom digitalen Gedächtnisschwund bedroht?

Facebook, Myspace, Open Social als universelle Prothesen der Persönlichkeit? Andere kappen lieber alte Zöpfe: Yahoo schaltet in Bälde seinen alten DRM-Server ab. Die Kunden des Yahoo Music-Stores danken: Nicht das Recht, die gekauften Songs zu hören, nur der Hörgenuss erlischt. In musikalischer Hinsicht empfiehlt der Apparat daher vollkommen ausgewogen: Urheberrechts-Modell-Bewusstseins-Schulung der Piratenpartei.

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